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A herzlich's Griaß God beim
G.T.E.V. "Die lustigen Ebrachtaler" Steinhöring

Die neue Stoanaringa Verheiratentracht

Steinhöring - Kompliziert geschnürte Miedergewänder, die im Laufe der Jahre immer enger geworden und nur mühselig anzuziehen sind:
Die Frauen der Steinhöringer „Lustigen Ebrachtaler“ hatten genug von der unpraktischen „Tracht der Ledigen und Jungfrauen“.
In 400-stündiger Handarbeit haben sie ihre eigene „Stoanaringer Verheiratetentracht“ geschneidert.
 

„In unserem Verein haben wir die Regeln nie so streng genommen“, betont Maria Veicht. Nur deswegen sei es überhaupt möglich gewesen, dass verehelichte Frauen in die Miesbacher Tracht der Alleinstehenden schlüpfen durften. „Ab dem Bairer Winkel ist das nicht mehr erlaubt“, ergänzt die 57-Jährige.

Angefangen hatte alles vor über einem Jahr. Zunächst musste eine Trachtenschneiderin aufgetrieben werden: Traudi Stacheter aus Lindach bei Baiern bot ihre Unterstützung an.

Ebenso die Hutmacherin Hilde Durfter aus dem Chiemgau. Einmal pro Woche schleppten die elf Vereinsmitglieder, die sich an der Aktion beteiligten, ihre Nähmaschinen in den ersten Stock des Vereinsheims.

„Nicht alle von uns konnten gut nähen“, gesteht Annemarie Daberger im Nachhinein. Sie lacht. „Wenn ich mich anschaue, kann ich gar nicht glauben, dass ich das selbst gemacht habe“.

Dann ging es an die Maße: Je nach Figur musste die entsprechende Stoffmenge bestellt werden. Rock und Oberteil sind aus einer edlen dunkelblauen Halbseide mit Blumenmuster angefertigt.

„Auf den ersten Blick sehen unsere Kleider alle gleich aus“, sagt Daberger. Nicht aber auf den zweiten: Denn „Schmieserl“ und „Schürze“ durften individuell gestaltet werden.

Dabergers „Balkon“, aus dem ein hübscher Blumenstrauß ragt, ziert daher ein grüner Stoff. Als Beweis knöpft sie ihr blaues Oberteil auf.

Maria Veicht und Monika Kirschenbauer bevorzugten rosa. „Kreativ ausgetobt“ haben sich die elf Näherinnen auch bei der Ausschmückung der Ärmel.

„Manche sind gesmokt, manche in Falten gelegt“, erklärt Veicht. Feinste Handarbeit also.

Fertig angezogen stehen die drei Trachtlerinnen auf einer saftig grünen Wiese. Von den Priener-Hüten, die das Festgewand elegant abrunden, hängen lange schwarze „Bandl“ herab.

Ein Bild wie aus einer anderen Zeit. Kein Wunder: Schließlich trägt Kirschenbauer den Braut-Hut ihrer Uroma. Dieser war 1902 angefertigt worden.

An das Erbstück erinnert hatte sie das Hochzeitsfoto ihrer Urgroßeltern. „Das hängt in unserem Wohnzimmer“, so die 29-Jährige.

Fündig geworden ist Kirschenbauer dann auf dem Speicher. Nach kurzem Abstauben besaß die junge Landwirtin eine gut erhaltene Kopfbedeckung mit aufwändiger Goldsttickerei und kleinen Glasperlen. Nur das Futter musste neu gemacht werden. Und das Beste daran: „Er sitzt wie angegossen“, sagt Kirschenbauer und rückt das edle Stück zurecht.

Außerdem hat sie sich eine Menge Geld gespart: „Ein neuer Hut dieser Art kostet bis zu 1800 Euro“, schätzt Veicht. Die Hüte der reichen Bäuerinnen seien früher mit zwei Quasten ausgestattet gewesen. „Meiner besitzt nur eine“, stellt Kirschenbauer fest und lacht. Im Schnitt hat jedes Gesamtkostüm nun 1000 Euro gekostet.

Die Steinhöringer Trachtlerinnen haben ihr Ziel erreicht: Inklusive Hochsteck- oder Flechtfrisur und Kropfkette, ist das Verheiratetengewand in 30 Minuten angelegt:

„Das ist wichtig. Wenn man in der Landwirtschaft arbeitet und wenig Zeit hat“, sind sich die drei Frauen einig. Und die Ehemänner: „Die waren alle begeistert.“

   

Verheiratetentracht G

 

Verheiratetentracht 2009 G

 

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